1917

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Zwischen Schützengräben und Ruinen: Corporal William Schofield (George MacKay) und Corporal Tom Blake (Dean-Charles Chapman) sollen eine britische Einheit vor einer Falle der Deutschen warnen. (Ascot)



Atemlos durch die Schützengräben


Kriegsfilme gibt es zuhauf, seltener sind dagegen Antikriegsfilme, besonders was den Ersten Weltkrieg betrifft. Erwähnt seien hier nur der Klassiker «Im Westen nichts Neues» von Lewis Milestone (1930) oder jüngst der Dokumentarfilm «They Shall Not Grow Old» von Peter Jackson (2018). Regisseur Sam Mendes, der sich bisher eher als «Bond»-Macher hervor getan hat, schrieb auch das Drehbuch zu dieser Höllenfahrt auf den Schlachtfeldern im Norden Frankreichs 1917. Zwei britische Soldaten, Corporal William Schofield (George MacKay) und Corporal Tom Blake (Dean-Charles Chapman) erhalten den Auftrag, sich durch feindliche Linien zur britischen Einheit unter Colonel Mackenzie (Benedict Cumberbatch) zu schlagen, um sie vor einem Hinterhalt des deutschen Heeres zu warnen.

Blake ist zusätzlich motiviert, den Befehl unter allen Umständen zu erfüllen, weil sein Bruder, Lieutenant Blake (Richard Madden), in Mackenzies Einheit Dienst tut. Das Himmelfahrtskommando geht so weit gut, bis die beiden Boten einen französischen Bauernhof erreichen und Zeuge eines Luftkampfs werden. Der deutsche Pilot stürzt ab, sie beiden wollen ihn retten, doch der deutsche Flieger attackiert Blake tödlich.

Fast zwei Stunden dauert dieser Höllenritt durch den Krieg. Doch anders als in vielen Kriegsfilmen geht es hier nicht um Action, Schlachtengetümmel und Grabenkämpfe, sondern um Strapazen und Opferbereitschaft zweier Soldaten, die um ihr Leben kämpfen, um das eigene und das ihrer Kameraden. Sam Mendes und sein Kameramann Roger Deakins folgen den beiden Helden Schritt um Schritt – atemlos. Der Film wirkt wie eine einzige Einstellung, wie ein durchgehender Shot und suggeriert Echtzeit. Das ist grandios und glaubwürdig gelungen. Die Figuren sind ständig in Bewegung. Es gibt nur eine kleine Ruhepause, als Schofield einer jungen Bauersfrau begegnet. Die eindringliche Inszenierung – schmutzig, düster und nur mit wenigen lichten Momenten behaftet– zollt den «Kriegshelden» und Opfern Tribut, wobei die Nationalität keine Rolle spielt, sondern nur der Mensch in den Vernichtungsrädern des Ersten Weltkriegs.

«1917» ist ein Meilenstein des Antikriegsfilms, der sich einbrennt. Er wurde mit zwei Golden Globe Awards (Film und Regie) ausgezeichnet und zehnmal für den Oscar nominiert, u.a. als Bester Film, Beste Regie, Bestes Originaldrehbuch, Beste Kamera).


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GB, USA 2019  
80 Minuten

Buch und Regie: Sam Mendes, Krysty Wilson-Cairns
Kamera: Roger Deakins

Darsteller: George MacKay, Dean-Charles Chapman, Gerran Howell, Benedict Cumberbatch


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