Widows

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Frauen mit Power und räuberischer Potenz: Elizabeth Debicki, Viola Davis, Michelle Rodriguez und Cynthia Erivo (v.l.n.r.) machen Männer platt. (Warner)



Witwen mit krimineller Energie


Sie agieren, taktieren, manipulieren. Sie drehen ein Ding und fallen bös auf die Schnauze. Bandenboss Henry (Liam Neeson) und seine Kumpanen haben einen Coup inszeniert, laufen in eine Falle und werden platt gemacht. Dumm nur, dass die Frau des Anführers, Veronica (Viola Davis), für den Raub haftbar gemacht und vom Unterweltboss Manning (Brian Tyree Henry) massiv unter Druck gesetzt, der zudem Ambitionen als Stadtrat hat. Der will seine zwei Millionen Dollar zurück, die ihm von Henry und seinen Komplizen geraubt wurden. Wir sind in Chicago.

Die in die Enge getriebene Witwe Veronica entwickelt bemerkenswerte Energie und will einen Plan umsetzen, den Henry minutiös entworfen und «hinterlassen» hat. Sie animiert drei Witwen von Henrys Gang, die allesamt von Existenznöten bedroht sind, mitzumachen: Linda (Michelle Rodriguez) muss zur Kenntnis nehmen, dass ihr (toter) Mann ihr Geld verzockt hat; Alice (Elizabeth Debicki), ein misshandeltes Callgirl, und die Coiffeuse Belle (Cynthia Erivo) stossen dazu.

Es geht um fünf Millionen Dollar. Doch die aktiven Witwen haben die Rechnung nicht ohne einen hartnäckigen Ermittler und Henry Rawlin gemacht, der so tot denn doch nicht ist. Dass dann auch noch der weisse Stadtrat Jack Mulligan (Colin Farrell) und dessen skrupelloser Vater Tom (Robert Duvall) mitmischen, kostet den Frauen (fast) Kopf und Kragen.

Steve McQueen («12 Years a Slave») führte Regie und schrieb das Buch mit Gillian Flynn). Er legt Fallen aus und bedient sich einiger krimineller Finten in seinem Thriller «Widows – Tödliche Witwen», der auf einer britischen Miniserie von 1983 fusst.

Das mörderische Drama, exzellent besetzt, hält nicht nur einige Überraschungen bereit, sondern beschreibt auch atmosphärisch dicht ein urbanes Klima der Korruption, Gewalt und Lügen. Der düstere Thriller (130 Minuten) spart nicht mit Action und brutalen Sequenzen, nimmt sich aber auch Zeit für die Zwangslage der agierenden Frauen, ihre Bedenken und dem Druck, dem sie ausgesetzt sind. Dabei entwickeln die Opfer durchaus Rachegelüste und empfinden Spass an ihrer Attacke nach dem Motto «Zahn um Zahn». Man fiebert mit den Täterinnen mit, die Sympathien gewinnen und sich gegenüber einer kriminellen Gesellschaft behaupten – mit verwandten Mitteln. Der wohl beste Gangsterfilm des Jahres 2018.


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USA/GB 2018
120 Minuten

Regie: Steve McQueen
Buch: McQueen, Gillian Flynn
Kamera: Sean Bobbitt

Darsteller: Viola Davis, Elizabeth Debicki, Cynthia Erivo, Michelle Rodriguez, Liam Neeson, Jon Bernthal, Robert Duvall, Colin Farrell


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