The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society – Deine Juliet

2018_08_23_Guernsey Literary And Potato_002jpgDie Schriftstellerin (Lily James, Bild oben und unten) sucht einen kauzigen Literaturclub auf der Kanalinsel Guernsey heim und verliebt sich in den Flecken und seine Menschen. Dem Schweinezüchter Adams (Michiel Huisman, Bild oben) kommt sie besonders nahe. (Impuls)


Liebe zur Literatur und zu Menschen

Zugegeben, der englische Filmtitel klingt kompliziert und verschroben, der Film ist es hingegen nicht, in Deutschland als «Deine Juliet» (wie auch der Bestseller von Mary Ann Shaffer) lanciert. Schauplatz ist eine der britischen Kanalinseln, die als einziges britisches Territorium im Zweiten Weltkrieg von deutschen Wehrmachtssoldaten besetzt worden waren. Die Londoner Journalistin und Schriftstellerin Julie Ashton (Lily James) trauert ihren Eltern nach und mag nicht so einfach zum Schreiben zurückkehren. Ihre Neugierde weckt ein Brief, den sie von einem gewissen Dawnsey Adams (Michiel Huisman) bekommen hat und der sie zu einer Lesung auf die Insel Guernsey einlädt. Juliet braucht unbedingt Luftveränderung, packt ihren Koffer und reist 1946 auf besagtes Eiland. Dort macht sie die Bekanntschaft mit dem Briefschreiber und Mitgliedern der rätselhaften «Literary and Patato Peel Pie Society». Der Name stammt aus der Besatzungszeit, als sich eine Handvoll Menschen zusammenfand, welche den deutschen Besatzern trotzten, heimlich ein Schwein schlachteten, beinahe aufflogen und in der Not den Buchclub mit dem absonderlichen Namen erfanden, der sich auf den Kartoffelschalenauflauf, einem Notgericht, begründete.

Der Buchclub existierte eben auch nach dem Krieg, nur die Gründerin Elizabeth McKenna (Jessica Brown Findley) war dazumal verschwunden. Das weckte die Neugierde der Schriftstellerin. Sie stiess auf ein Geheimnis, das die Klubgemeinschaft vor ihr verbarg. Elizabeth hatte sich in einen deutschen Soldaten verliebt, mit dem sich auch Schweinezüchter Adams angefreundet hatte. Die Liebschaft flog auf, der Deutsche wurde verhaftet, und Elizabeth folgte ihm, versuchte ihn zu retten und hinterliess ein Kind. Hartnäckig wie eine Detektivin durchdringt nun Juliet, die Fremde aus London, die Mauer des Schweigens im Dorf und deckt eine tragische Liebesgeschichte auf. Ein wunderbarer Stoff für ein Buch, doch Schriftstellerin Juliet versprach, die Beteiligten zu verschonen, aber…

Mike Newells fein gesponnen Film basiert auf dem Briefroman der Amerikanerin Mary Ann Shaffer, den sie 2006 fertig gestellt hatte, der aber vom Verleger so nicht angenommen worden war. Nach Shaffers Tod 2008 wurde das Buch von ihrer Nichte Annie Barrows vollendet. Einfühlsam und fast schon buchstabengetreu entwirft Newell («Vier Hochzeiten und ein Todesfall», «Harry Potter und der Feuerkelch») das Bild einer Inselbevölkerung, die in Zeiten des Grauens (Weltkrieg) zu überleben suchte, Trost und Halt etwa in einer verschworenen Büchergemeinschaft fand. Der Film erzählt auch davon, dass die Liebe in solchen feindlichen Zeiten ein gefährliches Spiel war und die Solidarität ihre Grenzen hatte.

Lily James («Mamma Mia! Here We Go Again» – sie spielte die junge Mery Streep, «Baby Driver») ist die perfekte Besetzung der forschen Schriftstellerin wie auch der Holländer Michiel Huisman als stiller Bücherfreund, Bauer und Romantiker. Zudem gelingt es Kameramann Sebastian Edschmid stimmungsvolle Inselbilder einzufangen, gedreht wurde zum Teil an Originalschauplätzen, beispielsweise in Saint Peter Port, dem Hauptort der Insel Guernsey. Das Drama mit viel Zeitkolorit hat wie schon «The Bookshop» der Spanierin Isabel Coixet etwas sympathisch Altmodisches. Man lässt sich Zeit, widmet sich liebevoll den Figuren, spannt Fäden, die zerreissen und geflickt werden – mit einem Hauch Melancholie umsponnen. Gut zu sehen in heutigen Kinozeiten.


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Grossbritannien 2018  
124 Minuten

Regie: Mike Newell
Drehbuch:  Thomas Bezucha, Don Roos
Kamera: Zac Nicholson

Darsteller: Lili James, Jessica Brown, Michiel Huisman


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