Pinocchio

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Der Vater sorgt sich, der Knabe reisst aus und ist auf Abenteuer aus: Pinocchio (Federici Ielapi) lässt den Holzschnitzer Gepetto (Roberto Benigni) im Stich. (Ascot Elite)



Ein Knirps mit Holzkopf, aber mit Grips


Wer kennt sie nicht, die Marionettenfigur, die zu leben und zu lügen beginnt und der eine lange Nase wächst, wenn sie flunkert? Pinocchio heisst der Knabe mit Holzkopf, den Carlo Collodi 1818 ersonnen hatte und auf Entdeckungen schickte. Zuerst wurden die Abenteuer Pinocchios als Fortsetzungsgeschichten in einer italienischen Kinderzeitschrift publiziert. Inzwischen hat der jugendliche Held manche Auftritte gehabt, im Disney-Trickfilm (1940), als Animationsserie (1976), Fernseh- oder im Kinofilm 2002 mit Roberto Benigni als Pinocchio.

Nun ist der Schauspieler in der Verfilmung von Matteo Garrone in die Rolle des Tischlers Geppetto geschlüpft, der die lebensechte Marionette geschnitzt hat. Der arme Handwerker wundert sich über alle Massen, als die Puppe tatsächlich lebendig wird, spricht und schneller lernt, als man laufen kann. Der Knilch (Federico Ielapi), von seinem Vater Geppetto mit Schulfibel ausgerüstet, schwänzt die Schule und macht sich auf Erkundungen. Er lernt dabei nicht nur Fuchs und Katze (Massimo Ceccherini und Rocco Papaleo), ein durchtriebenes Gaunerpärchen, kennen, sondern erfährt auch, was Lügen für Folgen hat. Dann nämlich wächst dem Lügenbold die Nase in die Länge. Pinocchio wird von der Grille (Davide Marotta) gewarnt und schlägt doch ihre Ratschläge in den Wind. Er landet vor dem affenartigen Richter (Teco Celio), kommt frei und sucht das Haus eines Vaters auf, doch der ist selber auf der Wanderschaft und sucht seinen Zögling. Wäre da nicht die gute Fee Fata Turchina (Marine Vacth), wer weiss, was aus dem Bruder Leichtfuss geworden wäre …

Filmautor Matteo Garrone hat sich an der literarischen Vorlage Collodis gehalten. Die Geschichte spielt Ende des 19. Jahrhunderts, behutsam mit modernen Zutaten gespickt. Die Figuren – vermenschlicht von der Grille über den Richter bis zur Schnecke – sind märchenhaft ausstaffiert. Gleichwohl ist die neuste Pinocchio-Belebung kein Märchenfilm im herkömmlichen Sinn, sondern eine Entwicklungsgeschichte, ein Lernprozess mit erhobenem Zeigefinger. Der Lügner wird geläutert, aus dem Lausbub wird ein rechtschaffener Knabe. Schön anzusehen.

Gedreht wurde in der Toskana (Siena), in Apulien und Latium (Stadt Viterbo). Der Name Pinocchio setzt sich übrigens aus den italienischen Worten pino (Pinie), pinco (Dummkopf) und occhio (Auge) zusammen.


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Italien 2019    
125 Minuten

Buch und Regie: Matteo Garrone
Kamera: Nivolai Brüel

Mitwirkende: Federico Ielapi, Roberto Benigni, Marine Vacth, Gigi Proletti, Davide Marotta


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