Madame

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Hausherr Bob (Harvey Keitel, Bild unten) staunt, und Madame Anne (Toni Collette) bearbeitet das Dienstmädchen Maria (Rossy de Palma, Bild oben). (Impuls Pictures)



Eine Dienerin wird Madame


Man kennt das Spiel aus der Literatur oder dem Theater: vertauschte oder gleichgeschaltete Rollen. Und so geht's auch in der Gesellschaftskomödie um «Madame» von Amanda Sthers zu. Aus der Not («Keine 13 Gäste am Tisch!») wird das reife spanische Dienstmädchen Maria (Rossy de Palma) von der Hausherrin Anne (Toni Colette), respektive «Madame», zum High-Society-Gast befördert und umfunktioniert. Sie soll anwesend sein, aber den Mund halten und nicht zu viel trinken. Hausherr Bob (Harvey Keitel) sieht der Inszenierung skeptisch entgegen, findet aber ebenso wie ein Gast, der britische Kunsthändler David (Michael Smiley), Gefallen an der extraordinären, erfrischend offenen Spanierin. Maria verliebt sich und David auch (ein bisschen?). Das böse Gesellschaftsspiel scheint sich zum Happ-end zu wenden, bis die arrogante (auch neidische) Madame Anne böse dazwischen funkt. Die ironisch-satirische Gesellschaftsfarce schlägt anfangs bissige Töne an, outet eine hochnäsige Oberschicht und führt ihren Zynismus, ihre menschliche Verachtung und hybride Selbstgefälligkeit vor – in Paris auf Englisch! Doch mit zunehmender Dauer verliert die Tragikomödie von Amanda Sthers an Biss und Pfiff und mutiert zum schmalzigen Techtelmechtel – freilich ohne Erfüllung.

«Madame» ist keine Offenbarung – weder als Film noch im Film (Toni Collette mimt, grimassiert, aber überzeugt nicht). Die Konstellation – hier die eitle Lady, dort das «Aschenputtel» – ist leicht durchschaubar und voraussehbar. Der Stoff, als Gesellschaftssatire angelegt, wird zur Seifenoper. Schade drum!



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Frankreich 2017
Komödie, Drama
91 Minuten

Regie und Drehbuch: Amanda Sthers
Kamera: Régis Blondeau

Darsteller: Toni Collette, Harvey Keitel, Rossy de Palma, Michael Smiley, Tom Hughes


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