Los Perros

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Mariana (Antonia Zegers), in der chilenischen High Society bestens aufgehoben und gebunden, lebt in einem goldenen Käfig und verliebt sich in den Colonel (Alfredo Castro). (Filmcoopi)




Chile – verdrängt, vergessen


Chile heute. Die tragische Vergangenheit ist kein Thema, die Opfer der militärischen Diktatur scheinen vergessen, die Täter sind untergetaucht oder werden gedeckt. Mariana (Antonia Zegers), bestens situiert, aber unglücklich verheiratet, soll nach der Pfeife der Männer tanzen und ein Kind bekommen. In der Ehe findet sie keine Erfüllung, und wird vom Ehemann Pedro, Architekt und mit seiner Arbeit vollends beschäftig, lieblos behandelt. Freunde animieren ihn dazu, Mariana zu einer künstlichen Befruchtung zu drängen. Die 40-jährige Ehefrau willigt mehr widerwillig als willig ein, um den Schein zu wahren. Ihr sind Pedro, aber auch ihr diktatorische Vater eigentlich gleichgültig – wie auch umgekehrt. Sie ist gutbürgerlich verwöhnt, lebt wie in einem Goldenen Käfig. Erst ein Reitkurs weckt bei ihr neue Lebenslust. Sie lernt, sich freier zu bewegen, ihre Ängste zu bändigen und sich zu widersetzen. Der Kontakt mit dem Pferd, noch mehr aber die Zusammenarbeit mit dem ältlichen Reitlehrer Juan (Alfredo Castro) bestärken Mariana darin, ihren Weg zu gehen.
Juan hat eine dunkle Vergangenheit, in die auch ihr Vater verstrickt ist. Dem Colonel soll der Prozess wegen Menschenrechtsverletzungen gemacht werden. Mariana findet Halt beim bald siebzigjährigen, ehemaligen Oberstleutnant, sucht seine Nähe, doch der will sie nicht mit seiner Schuld (?) belasten.

Subtil und schier unaufdringlich blickt die Chilenin Marcela Said hinter die Fassade der chilenischen Bourgeoisie, stellt Fragen zur Zeit der Militärdiktatur, die von gewissen Kreisen verleugnet, verdrängt, vergessen wird. Die Suche der Heldin Mariana nach der verborgenen Wahrheit – ihres Vaters, ihres Geliebten – bringt zwar nicht wirklich Licht ins Dunkle der Geschichte, konfrontiert aber Beteiligte mit einer begrabenen Schuld. Parallel dazu schildert die Regisseurin, wie eine Frau um die 40, abgeschottet und benutzt, ihren Weg findet und sich schmerzhaft befreit in mitten von «Hunden» (los Perros). Sensibel und sehenswert.


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Chile, Frankreich 2017
100 Minuten

Regie und Buch: Marcela Said
Kamera: George Lechaptois

Darsteller: Antonia Zegers, Alfredo Castro, Rafael Spregelburd

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