Na denn Prost: Der geschiedene Weinexperte Jacques (Bernard Campan) und die rührige Hebamme Hortense (Isabelle Carré) schauen tief ins Glas und sich in die Augen. (Frenetic Films)
Liebe geht auch über den Gaumen
Zwei einsame Seelen suchen sich nicht, finden sich aber. Die Hebamme Hortense (Isabelle Carré), die sich rührend um ihre Mutter und Obdachlose kümmert, kommt beim Messewein auf den Geschmack. Sie sucht den Händler Jacques (Bernard Campan) auf, um dem Weingeist auf die Spur zu kommen. Der geschiedene Experte soll auf dringenden Rat seines Arztes auf edle Tropfen verzichten, lässt sich aber von der charmanten Hortense erweichen, einen Wein-Workshop zu organisieren. Die beiden Singles kommen sich sehr nah und trennen sich. Genauer gesagt, er geht auf Distanz, als er erfährt, dass Hortense unbedingt ein Kind will und sich für eine künstliche Befruchtung entschieden hat. Der grantige Weinverkoster, der dank Hortense aufweicht und neuen Lebensmut fasst, trägt ein Geheimnis mit sich. Er leidet an einem schweren Verlust.
Ivan Calbérac («Frühstück bei Monsieur Henri») hat seine liebenswürdige Filmkomödie ein bisschen arg ausgeschmückt – mit einem Kleinkriminellen (Mounir Amamra), der bei Jacques eher widerwillig jobbt, sich aber als Feinschmecker erweist, oder mit einer Schar Obdachloser, die ebenfalls auf den Weingeschmack kommt. Diese Zutaten schluckt man gern, weil das gegensätzliche Pärchen «Appetit» macht. Die frömmelnde Hortense – prickelnd charmant Isabelle Carré) – die nicht als Jungfer enden will, und der grummelige Degustationschef Jacques – einmal mehr menschlich liebenswert wie schon in «Presque» – machen die Weinprobe zum Genuss, wobei der Schauplatz Troyes in der Champagne auch eine augenfällige Rolle spielt. Beide Schauspieler hatten bereits 2001 im Liebesdrama «Claire – Se souvenir des belles choses» begeistert.
Frankreich 2022
92 Minuten
Buch und Regie: Ivan Calbérac
Kamera: Philippe Guilbert
Darsteller: Isabelle Carré, Bernard Campan, Mounir Amamra, Éric Viellard, Olivier Claverie
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