Indiana Jones and the Dial of Destiny

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Zeitreise: Indiana Jones (Harrison Ford) und seine Patentochter Helena (Phoebe Waller-Bridge), eine Abenteuerin auf Augenhöhe, müssen sich mit dem skrupellosen Nazi-Physiker Jürgen Voller (Mads Mikkelsen) auseinandersetzen. (Disney)

  

Mit Power, Peitsche, Hut und Charme

 
Ohne Peitsche, Hut und Nazis geht es einfach nicht. Das wird einem gleich zu Anfang klargemacht, als Nazihandlanger mitten im Kriegsgetümmel antike Schätze rauben und verfrachten. Scheinbar geht es um die Lanze Christi, einer Waffe also, mit der Christus am Kreuz zu Golgatha traktiert wurde. Hitler will dieses «heilige» Relikt ums Verrecken. Doch die Lanzenspitze scheint eine Kopie zu sein. Das bringt die SS-Jäger in Verlegenheit. Das weiss auch Archäologe Indiana Jones (Harrison Ford). Der hat ein anderes Artefakt im Auge: die Antikythera, ein Scheibe (Uhr), vom griechischen Mathematiker Archimedes kreiert, mit der man die Zeit stimulieren und manipulieren kann. Doch die wurde vom Erfinder vor seinem Tod in zwei Teile gebrochen und versteckt. Ein Ersatz dieses kalendarischen Kunstwerks könnte dem Führer dienen und das absehbare Ende der Nazi-Herrschaft verhindern, meint der Nazi-Physiker Jürgen Voller (Mads Mikkelsen). Indy bringt das begehrte Beutestück des Nazis unter Kontrolle und flieht.

Klar, wo es um die Bundeslade («Jäger des verlorenen Schatzes», 1981), den Heiligen Gral («Der letzte Kreuzzug», 1989) oder eben jetzt um «Dial of Destiny» (Rad des Schicksals, 2023) geht, ist Indiana Jones (Harrison Ford), die Ikone der Archäologie-Abenteurer, nicht weit. Man staunt: Indy als Vierzigjähriger (in Aktion 1944) sieht proper aus (Maske und mehr sei Dank!). Vierzig Jahre später, zurzeit der Mondlandung 1969, hat natürlich der Zahn der Zeit Spuren hinterlassen, aber dennoch ist der alte Kämpe flott unterwegs (Indy-Star Ford legt Wert aufs Alter, wie er in Interviews bestätigte), animiert von seinem Patenkind Helena (Phoebe Waller-Bridge), jung, forsch und attraktiv mit Abenteuerlust im Blut. Das Gespann, der müde Archäologie-Professor, der bei seinen Studierenden nur noch auf lasches Interesse stösst, und die toughe Helena, die es faustdick hinter den Ohren hat, macht sich auf die Socken, um das Rad des Archimedes zu vervollständigen. Das belebt den alten Jäger, führt beispielsweise zur wilden Hatz zu Pferd mitten durch die Astronauten-Parade (Apollo 11) 1969 in New York, einem wilden Ritt in einem Dreiradvehikel (Autorikscha) in Tanger oder Duell auf dem Dach eines rasenden Zuges.

Eine Jagd löst die andere ab, wobei Antonio Banderas als Tiefseetaucher Renaldo zum Opfer wird und sich Helena als smarte Kampfgefährtin bewährt. Das grosse Finale finden im antiken Syrakus (Sizilien) statt, der letzten Heimstätte des genialen Physikers und Mathematikers Archimedes (287 v. Chr. bis vermutlich 212 v. Chr.). Indy ist wirklich müde geworden und der Abenteuer leid, aber Helena hat anderes mit ihm in den Sinn …

Manche Kinofans fragen sich vielleicht: Muss das sein, Indy zum Fünften? Ja, es macht Sinn. Der letzte Grosseinsatz des legendären Jägers fesselt und amüsiert, auch wenn sein Ein- und Ausstieg etwas lang (154 Minuten) geraten ist. Man ist ja schon froh, einen Action- und Abenteuerfilm zu erleben – ohne Comic-Helden, Techno-Brimborium und Gewalt um der Gewalt willen. Und witzig ist dieses Indy-Finale obendrein. Das Rad des Schicksals meint es gut mit dem erfolgreichen Kinohelden, lässt ihn nicht archivieren (in der Antike) oder sterben (wie James Bond). Selbst ein märchenhaftes Happy End mag man dem Peitschenschwinger mit Fedorahut gönnen!


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USA 2023    
154 Minuten

Regie: James Mangold
Buch: Mangold, Jez und John-Henry Butterworth, David Koepp,
Kamera: Phedon Papamichael

Mitwirkende: Harrison Ford, Phoebe Waller-Bridge, Antonio Banderas, Mads Mikkelsen, John Rhys-Davies, Toby Jones, Thomas Kretschmann


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