Cry Macho

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Der alte Cowboy und der Mexikanerjunge: Haudegen Mike (Clint Eastwood) nimmt den Jungen Rafo (Eduardo Minett) samt Kampfhahn an seine Zügel. (Warner)



Der alte Mann und das Machotum


Rüstig wie ein altes Reitpferd: Westernhaudegen Clint Eastwood setzt sich in seinem jüngsten Film, dem 40. (!) als Regisseur wieder in den Sattel. Der Mann ist 91 und fit wie ein alter Sattel, wenn er mal drin sitzt. Das Gesicht ist verknittert wie die Sierra Nevada, der Gang eher schleppend, die Haltung verhalten, heisst abwartend, defensiv. Kein Vergleich zum «Pale Rider» von 1985, dem Eastwood-Western, der kürzlich wieder am Fernsehen zu sehen war. altung leicht gebeugtHaltung Aber was für ein ungebrochener Kerl, welch ein Blick unter dem Stetson! Clint Eastwood ist sich treu geblieben. Er beschönigt nichts, trickst nicht und glorifiziert nichts und niemanden – schon gar nicht sich selbst im Roadmovie «Cry Macho».

Und das geht so: Mike Milo (Eastwood), ein in die Jahre gekommener Cowboy und ehemaliger Rodeoreiter, wird vom Boss Howard (Countrybarde Dwight Yoakam himself, auch schon 65 Jahre rüstig) ausgemustert. Mürrisch akzeptiert der Oldie den Rausschmiss, will aber gegenüber dem Macho (Grossrancher) nicht unhöflich werden und schweigt. Wenige Monate später sucht Howard seinen alten Kämpen heim und will eine Gegenleistung, einen Gefallen, einlösen. Mike soll seinen Sohn Milo Rafael «Rafo» heimholen, der bei seiner Mutter in Mexiko lebt. Und so tuckert Mike mit seinem klapprigen Wagen gen Mexiko, taucht bei Rafos zwielichtiger Mutter (Ana Rey) auf und wird abgewimmelt. Doch der lässt nicht locker und lockt den Zögling, der von Mutter und Vater nicht viel hält, mit ihm nach Texas zu fahren.

Der Alte und sein «Macho»-Teenager: Das ungleiche Paar kommt sich nicht nur am Lagerfeuer näher. Dabei geht der kantige Leitwolf Mike gegen falsche Gefühle und Sympathien an, lebt Ehrlichkeit und Verlässlichkeit und will den Jungen vor allem davon überzeugen, dass Machotum out ist. «Cry Macho» mag betulich und altmodisch wirklich, scheint durchsichtig und voraussehbar, dennoch hat der Spätwestern ohne Westernattitüden seine Qualitäten. Er ist nachsichtig, milde, auch selbstironisch (Eastwood) und geradezu familiär.

 
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USA 2021  
104 Minuten

Regie: Clint Eastwood
Buch: Nick Schenk
Kamera: Ben Davis

Darsteller: Clint Eastwood, Dwight Yoakam, Eduardo Minett, Natalia Traven, Ana Rey


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