Die Giardina 2024 lockt mit grüner Pracht seine Besucher nach Zürich, beispielsweise mit einem 100jährigen Ahorn. (Bild: rbr)


Giardina 2024 in Zürich (13. bis 17. März)

Blühende Wirklichkeit

Grün ist bekanntlich die Farbe der Hoffnung. Auch wenn Grün, politisch gesehen, zurzeit nur wenig Hoffnung macht und eher als Sündenbock herhalten muss (zumindest in Deutschland), lockt eine Leistungsschau wie die Giardina in Zürich und begeistert. Der Frühling wird sichtbar und greifbar.

Das Leitthema heisst «Facettenreich und lebenswert». Giardina – die grösste internationale Indoor-Gartenmesse ist ein Erlebnis für Fans von «Balkonien» oder Kleingärtner, für Pflanzenfreude, Selbstversorger oder Floristen. Der Garten kann vieles bieten: Wellnessort und Idylle, Biotop, Platz für Obst- oder Gemüse, geselliges Refugium oder einfach blühende Augenweide. Der Garten ist ein Bedürfnis – sei es im Kleinen (Balkon, Terrasse) oder Grösserem. Er wandelt sich je nach Bedürfnissen, kann als Spielwiese (nicht nur für Kinder), Outdoorküche, Partyhort oder eben als Nutzgarten genutzt werden. Oft dient er auch dazu, den Wohnraum zu vergrössern und die Natur einzubeziehen. «Der Aussenbereich soll nicht nur den individuellen Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden gerecht werden, sondern auch positiv zur Umwelt und Gesellschaft beitragen», wünschen sich die Giardina-Organisatoren. «Indem der Garten als multifunktionales, biodiverses und nachhaltiges Ökosystem begriffen wird, können Gartenbauunternehmen dazu beitragen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern und unseren Lebensraum im Einklang mit der Natur zu gestalten.»

Rund 270 Aussteller aus sieben europäischen Ländern präsentieren ihre Produkte – vom Bio-Samen bis zu Bonsai oder einem 100-jährigen Ahornbaum (Kaufpreis: 40'000 Franken bei Kobel), von Brunnen und Skulpturen, etwa Irma Buchers steinerne Profile (Stand: Fontarocca) bis zu Grünbedachungen (Life on the Roof), Grillapparaturen oder Gartenmöbeln. Grün und vereinzelt bunt (Osterglocken, Tulpen), mal feingliedrig (der kleine Garten), mal urig (Findlinge) – es wird so ziemlich alles geboten, was das Gärtnerherz begehrt. Beliebte Schaugärten laden zum Sehen, Sitzen, Informieren. In der Kategorie «Mastergärten» erhielt Kobel Gartengestaltung den Gold-Award für «Lost Garden», ein phantasievolles Ensemble wilder Büschen, Mauersteine, Granitsäulen und erwähntem Uralt-Ahorn. Im Bereich Showgärten» wurde das Projekt «Berührung» von Gartist mit Gold ausgezeichnet. Ein Garten, der zur Selbstversorgung, zum Arbeiten und Geniessen einlädt. Ein Clou: Hier wurde der «Der kleinste Bauernhof der Welt» installiert. Bei den «Ideengärten» überzeugte Simon Rüegg Landschaftsarchitektur die Jury am stärksten (Gold-Award). Hier verbinden sich Architektur, Design, Licht, Gartenbau und Kunst zu einem kleinen Kunstwerk, selbst auf einer Dachterrasse.

Eine spezielle, anschauliche Informationsstätte bietet «Veg and the City». Hier dreht sich alles ums biologisch-urbane Gärtnern und um lokale Slow Flowers. Das junge Unternehmen mit Ablegern in Zürich (Europaallee und Albisrieden) sowie in Winterthur traut jedermann, jederfrau zu, auch zu gärtnern, egal ob auf dem Balkon, Terrasse oder im Schrebergarten. Hilfreich können diesbezüglich Workshops sein, die «Veg and the City» anbietet, beispielsweise Kurse über Urban Gardening, Kräuterkurse, eigenes Gemüse vom Fenstersims oder biologisch Düngen (VEGandtheCity.ch).
Der Frühling lässt grüssen in den Zürcher Messehallen, auch wenn sich die Blütenpracht noch etwas zurückhält. Sicher bietet Giardina 2024 eine Fülle von Anregungen, Ideen und bietet ganz praktisch auch Gartenutensilien wie Bodenbeläge, Gartengeräte, Blumengestecke, Beleuchtungen, Designermöbel und sogar einen Ferrari, aber das ist vielleicht eine andere Geschichte.

Wer den Garten gern in den Händen hält, wird mit einer nagelneuen Publikation bestens bedient: «Der essbare Garten» von Sabine Reber und Markus Kobelt (im LandLiebe Verlag, 2024, 39 Franken). Die ausgewiesene Berner Autorin und Kolumnistin bei LandLiebe beschreibt beherzt und anschaulich, wie man robustes Gemüse und Kräuter selber anbaut, in Beeten und Töpfen. Oder darf’s vielleicht Tomaten sein, dann aber bitte die richtige Sorte. Meerkohl (junge Triebe!), robust und Broccoli-ähnlich, oder mehrjährige Salate wie Rucola, Sauer- und Blutampfer. Breiten Raum nehmen diverse Kartoffelsorten ein. Die Geschichte des Härdöpfel ist noch längst nicht zu Ende erzählt. Unter der Kapitelüberschrift «Die unvollendete Kartoffel» plädiert Sabine Reber für neue resistente Kartoffelsorten, eben für «neue Knollen, die mit zunehmend heissen Sommern besser zurechtkommen». So oder so – hier erfährt man mehr, als ein Garten verkraften kann. Und das Buch macht Appetit …

Oder halten wir’s mit Goethe:
«Blumen sehet ruhig spriessen./ Reizend euer Haupt umzieren,/ Früchte wollen nicht verführen,/ Kostend mag man sie geniessen.
Kommt, von aller reifsten Früchten/ Mit Geschmack und Lust zu preisen!/ Über Rosen lässt sich dichten,/ In die Äpfel muss man beissen.» Guten Appetit!

Giardina 2024, 13. bis 17. März 2024, Messehallen Zürich, Tickets Tageskarte 25 Franken (online). giardina.ch


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Veröffentlicht März 2024