The Killer

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Pedantisch genau bis zum Abzug: Der namenlose Auftragskiller (Michael Fassbender) macht nur einmal einen Fehler, aber das kostet ihn fast das Leben. (Ascot-Elite)



Der Jäger wird zum Gejagten


Pedantisch wie ein Uhrmacher observiert er eine Hotelsuite in Paris, präpariert sein Handwerkzeug und wartet auf den Moment des entscheidenden Abzugs. Der Namenlose (Michael Fassbender) ist Auftragskiller und soll einen Geschäftsmann (?) eliminieren. Pech, im letzten Moment verdeckt zufällig eine Prostituierte das Opfer. Der Schütze flieht und wird fortan zum Gejagten, denn der Auftraggeber kennt kein Pardon. Erstes Opfer ist Magdalena (Sophie Charlotte), die Freundin des Auftragskillers in der Dominikanischen Republik. Sie soll ausplaudern, überlebt, schwer verletzt. Er macht Handlanger wie Taxifahrer und Anwalt sowie die ausführenden Killer ausfindig. Letztes Steinchen in seiner Rachekette ist eine eiskalte Blondine (Tilda Swinton), die sogenannte Expertin. Sie treffen sich in Florida in einem Gourmetrestaurant. Eine Annäherung von Experte zu Expertin. Das finale Killertreffen ist so unterkühlt wie der wortkarge «Titelheld», der über sein Sein und seine Jobs räsoniert.

Michael Fassbender spielt den Killer emotionslos, fokussiert und perfekt wie ein Präzisionsgewehr. Er gäbe sicher einen anderen markanten James Bond ab – ohne den herben schottischen Charme eines Sean Connery, der Verschmitztheit eines Pierre Brosnan oder der physischen Präsenz des Briten Daniel Craig.

Phasenweise erinnert Fassbender an den «Eiskalten Engel» Alain Delon in Jean-Pierre Melvilles Thriller aus dem Jahr 1967, wenngleich dort eine ganz andere Killerstory inszeniert wurde. «The Killer» basiert auf der schwarzen Comicserie «Le Tueur» (Der Killer) von Matz (Alexis Nolent) und Luc Jacamon (Zeichnungen). Die Netflix-Filmproduktion, aufgeteilt in sechs Kapiteln, jeweils dem Schauplatz zugeschrieben, ist kühl und heiss wie ein Revolver, aufs Wesentliche konzentriert. Sie geizt mit Actionszenen, zeigt sich banal, brachial und gleichzeitig melancholisch. Der mürrische Rächer (Off-Stimme), so scheint es, ist nachdenklich geworden. Das tut dem Rachethriller von David Fincher («Seven», «Fight Club») keinen Abbruch. Er fesselt bis zum letzten Karibikaugenblick.


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USA 2023   119 Minuten
Regie: David Fincher
Buch: Andrew Kevin Walker
Kamera: Erik Messerschmidt

Besetzung: Michael Fassbender, Tilda Swinton, Charles Parnell, Arliss Howard, Sophie Charlotte


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