Subtraction

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Wer ist wer? Verdächtigt Farzaneh (Taraneh Alidoostli) ihren Mann Jalal (Navid Mohammadzadeh) zurecht? (Trigon-Film)



Fatale Konfrontation doppelter Doppelgänger


Eine brisante Konstellation. Abend in Teheran. Es regnet in Strömen. Die schwangere Fahrschullehrerin Farzaneh ist wie elektrisiert, als sie ihren Ehemann Jalal unerwartet in der Stadt entdeckt. Farzaneh folgt ihm. Der sucht offensichtlich eine Frau auf. Daheim stellt sie Jalal zur Rede, doch der beteuert, ausserhalb der Stadt gewesen zu sein. Sie, die unter depressiven Schüben leidet, beginnt an ihrer Wahrnehmung zu zweifeln. Sie will Gewissheit, folgt weiter ihrem Mann, der tatsächlich die verdächtige» Wohnung auf. Die Frau, die dort wohnt, ist Bita und gleicht Farzaneh wie einer Zwillingsschwester, schlimmer noch, Bitas Mann Mohsen ist das Ebenbild Jalals. Und der verliebt sich prompt in die ihm bisher unbekannte Bita, die unter der Knute ihres Mannes leidet.

Zwei unterschiedliche Paare, zwei problematische Partnerschaften und fatale Begegnungen. Der iranische Regisseur Man Haghighi, vom Regime verfolgt (ihm wurde für fünf Monate der Pass entzogen), inszenierte Beziehungskonflikte zwischen Phantasie und Wirklichkeit, einen Film, der zwischen Liebesfilm und Tragödie, Familiendrama und Psychothriller pendelt. Und im Hintergrund schwanen politische Konstellationen. Auf den ersten Blick geht es um eheliche Verhältnisse, um die Frage nach gewünschtem und realem Leben. Hier treffen Menschen aufeinander, die im falschen Leben stehen.

Ein Doppelleben im Teheran, wie hier inszeniert, hat natürlich auch eine politisch-gesellschaftliche Komponente. «Dieses Thema», offenbart Haghighi, «gab die Möglichkeit, darüber zu reden, wie man im Iran immer ein Doppelleben führt, weil es so viele Tabus gibt, so viele Gesetze gegen normale, natürliche Dinge, die man eigentlich machen möchte. Man macht die Dinge also, aber man braucht ein zweites Gesicht, eine Maske, mit der man vorgibt, diese Dinge nicht zu tun.» Er spricht von einem «privaten Leben» und einer «öffentlichen Maske». «Subtraction» - man könnte auch von Abzug, Wegnahme oder Streichung sprechen – ist ein zwischenmenschliches Drama, das vorwiegend im Regen Teherans spielt. Und der hat hier etwas Bedrohliches, Gefährliches. Der Regen sollte laut Haghighi auch andeuten, dass hier etwas Merkwürdiges vor sich geht, dass hier etwas nicht stimmt. Eine Herausforderung auch für die beiden Schauspieler in Doppelrollen: Taraneh Alidoosti (Farzaneh/Bita) und Navid Mohammadzadeh (Jalal/Mohsen) haben die Aufgabe überzeugend gelöst und die krass unterschiedlichen Charaktere spürbar gemacht und verkörpert.


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Iran 2022    
107 Minuten

Regie: Mani Haghighi
Buch: Haghighi und Amir Reza Koohestani
Kamera: Morteza Najafi

Mitwirkende: Taraneh Alidoosti, Navid Mohammadzadeh, Farham Azizi, Esmail Poor-Reza


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