Dune: Part Two

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Verliebt und verbündet: Paul Atreides (Timothée Chalamet) hat mit Chani (Zendaya) eine starke Fremen-Frau zur Seite, die ihn ins Wüstenleben einführt. (Warner)



Wunder, Wahn und Wüstenwürmer


Über eine Filmfortsetzung, die beinahe drei Kinostunden dauert, könnte man eine Menge zu erzählen – von Vorgeschichte und Vorlage bis zur Realisierung. In Kürze: Der amerikanische Autor Frank Herbert schuf den Romanzyklus «Dune – Der Wüstenplanet» zwischen 1963 und 1985. Die sechs Bände (ein siebter wurde aus Nachlassskizzen vom Autorensohn Brian Herbert zusammengepuzzelt) schildern die Entwicklung des angehenden Herzogs und Herrschers Paul Atreides und seiner Nachfolger. Bereits Mitte der Siebzigerjahre bemühte sich Alejandro Jodorowski um eine Verfilmung – und scheiterte. Die Version von David Lynch (1984) dauerte ursprünglich dreieinhalb Stunden und wurde von den Produzenten (De Laurentiis) auf 137 Minuten gekürzt. Denis Villeneuve erster «Dune»-Film von 2021war sehr erfolgreich und spielte über 400 Millionen Dollar ein (bei Produktionskosten von 165 Millionen US-Dollar).

Schon damals kündigte Denis Villeneuve eine Fortsetzung an, die er nun zur «Dune»-Trilogie ausweiten will. Die Fortsetzung «Part Two» knüpft nahtlos an die Geschichte von Herzog Leto Atreides und dem Wüstenplaneten Arrakis an, den er als Lehen vom Imperator Shaddam IV. erhalten hatte. Doch dieses Lehen wurde von Baron Vladimir Harkonnen streitig gemacht. Infolge der kriegerischen Auseinandersetzung stirbt Herzog Leo. Sein Sohn Paul und dessen Mutter, die Konkubine Jessica (Rebecca Ferguson), können fliehen. Harkonnen und sein Neffe Feyd reissen die Herrschaft über Arrakis an sich.

Hier setzt «Dune: Part Two» ein. Paul (Timothée Chalamet) und seine Mutter Jessica (Rebecca Ferguson) haben Schutz beim Wüstenvolk der Fremen gefunden. Es gelingt Paul das Vertrauen der Femen zu gewinnen, er wird als Paul Muad‘dib in ihren Reihen anerkannt. Mehr noch, Anführer Stilgar (Javier Bardem), sieht in ihm den prophezeiten Messias (Mahdi). Gemeinsam mit Stilgar und seinen Kriegern, mit Haudegen Gurney Halleck (Josh Brolin) und der Fremenkriegerin Chani (Zendaya), die Paul immer wieder in Träumen erschienen ist, ziehen die Fremen in den Krieg gegen Baron Harkonnen und seiner Armada. Am Ende wird der hinterhältige Imperator (Christopher Walken) auf die Knie gezwungen. Paul hat den Wüstenplanten Arrakis zurückerobert, doch die allmächtigen Adelshäuser akzeptieren Paul nicht als neuen Herrscher. Man ruft den «Heiligen Krieg» aus – und annonciert so bereits «Part Three».

Eine ganze Schar alter «Dune»-Bekannter tauchen in «Part Two» auf. Natürlich der tyrannische, potthässliche Koloss Baron Harkonnen (Stellan Skarsgård ist kaum wiederzuerkennen). Er ist tatsächlich Pauls leiblicher Grossvater. Der schleimige Imperator muss sich beugen, seine Tochter, Prinzessin Irulan (Florence Pugh), soll mit Paul vereint werden. Das kampferprobte Framen-Mädchen Chani (Zendaya) hatte Paul einst in Geheimnisse eingeweiht und ihn gelehrt, den Wüstenwurm zu reiten. Sie hat sich in ihn verliebt, aber … Die ehrwürdige Mutter Mohiam (Charlotte Rampling) vom Orden der Bene Gesserit, der auch Jessica angehörte, spielt eine zwielichtige Rolle. Neu ist Léa Seydoux als Lady Fenring dabei, Angehörige der Schwesterschaft Bene Gesserit, die einst Jessica vor der Gefährdung des Hauses Atreides gewarnt hatte.

Das Wüstenepos ist verästelt, mit Ritualen, wundersamen Wendungen und Visionen gespickt. Es wird Krieg geführt, nicht nur «Star Wars»-mässig, sondern auch handfest mit Schwertern und Schilden wie bei Gladiatorenkämpfen, untermalt vom Hans Zimmer-Sound. Die Schlacht- und Kampfszenen lassen ein Monumentalwerk wie «Napoleon» glatt verblassen. Der Kanadier Villeneuve lässt nichts aus, es gibt Aufmärsche wie bei Leni Riefenstahl, Gefechte wie in «Star Wars» und Monster-Attacken der gigantischen Würmer, die sich wie ein Wüstenexpress durch die Sandlandschaft «fräsen» (Schauplatz wohl wieder Wadi Rum in Jordanien). Thematisch besetzt «Dune: Part Two» viele Felder: Macht- und Hierarchiekämpfe, Liebschaften und Verschwörungen, faschistische und koloniale Strukturen, Erlöser- und Messiasglauben, Umwelt und Untergang – es ist auch von Atomköpfen die Rede, die im Verborgenen ruhen. Das alles ausgefeilt, trickreich, spektakulär in monumentale Bilder umgesetzt (Kamera: Greig Fraser). Kino hoch drei sozusagen, denn es wird weitergehen mit Paul und Chani und … Wer dann die ersten beiden «Dune»-Filme, auf Herbert Franks erstem Buch beruhend, nicht gesehen hat, wird schwerlich noch durchzublicken. Schon jetzt bedarf es einiger Orientierungshilfen, dabei war an dieser Stelle von der Superdroge Spice (dem Gewürz Melange) und dem «Wasser des Lebens» noch gar nicht die Rede.


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USA 2024
166 Minuten

Regie: Denis Villeneuve
Buch: Villeneuve, Jon Spaihts und Craig Mazin
Kamera: Greig Fraser


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