Die Herrlichkeit des Lebens

20240322_Die Herrlichkeit des Lebens_010jpg

Spätes Glück: Franz Kafka (Sabin Tambrea) findet in Dora Diamant (Henriette Confurius) eine Sinnesverwandte. (Praesens Film)



Dem Ende nah


Der Filmtitel verheisst eine Romanze. Doch die annoncierte Herrlichkeit entpuppt sich als Glücksaufflackern und Endzeit. Die Geschichte beginnt im Jahr 1923. Dazumal ist der Literat Franz Kafka bereits von schwerer Krankheit (Tuberkulose) gezeichnet. Der Vierzigjährige kurt im Heilbad Graal-Müritz an der Ostsee. Ihm fällt die lebensfrohe 25-jährige Dora Diamant auf, die eine Gruppe jüdischer Kinder in einem Feriencamp betreut als Köchin und Erzieherin. Wiederholt kreuzen sich ihre Wege. Kafka fasst Vertrauen, verliebt sich in die leidenschaftliche Tänzerin und blüht auf. Ein Liebesglück auf Zeit. Das Paar kostet die Momente der Zweisamkeit, der Nähe, der Geborgenheit aus. Doch die Krankheit schreitet unerbittlich voran. Es ist das letzte Lebensjahr des aus Prag stammenden Schriftstellers. «Auf der Schwelle zum Glück», schreibt er an Max Brod, seinem Vertrauten, der später seine Werke herausbringen wird. Sie ziehen nach Berlin-Steglitz, mit einem «Koffer voll Worte und Papier». Dora wird ihn bis zum Tod am 3. Juni 1924 begleiten und pflegen.

Der Spielfilm «Die Herrlichkeit des Lebens» von Georg Maas und Judith Kaufmann basiert auf dem Bestseller (2011) von Michael Kumpfmüller. Das sanfte Drama konzentriert sich ganz auf die Beziehung zwischen dem literarischen Künstler und der schier jugendlichen Tänzerin, auf ihrer amourösen Verschworenheit und ihrem Glück auf Zeit. Der Hintergrund – Kafkas literarisches Werk, seine Herkunft, imaginäre Welt und Visionen – spielt so gut wie keine Rolle. Abgesehen von Kafkas Briefen an seinen Vater.

Das Melodrama steht und fällt mit den Hauptdarstellern, dem androgynen, asketischen Sabin Tambrea («Narziss und Goldmund»), einer Idealbesetzung, und Henriette Confurius («Das Mädchen und die Spinne» vom Schweizer Ramon Zürcher) als Dora, dem vitalen Gegenpart zu Kafka. Das Melodrama schwankt zwischen Lebenslust und Schwermut, gedreht in Wien, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Auch wenn man über den Visionär, Schriftsteller und Künstler Kafka nichts Wesentliches und Tiefgründiges erfährt, fesselt der anspruchsvolle Spielfilm, der nur ein kleines intimes Kapitel des bekannten Autors aufschlägt.

Interessant dazu wird der Vergleich zum Fernsehsechsteiler «Kafka» mit dem Zürcher Joel Basman sein. Ausstrahlung am 24./25. März ORF 1 und 26./27. März ARD



4_Star_Lionjpg

Deutschland 2024
99 Minuten

Regie: Georg Maas, Judith Kaufmann
Buch: Georg Maas, Michael Gutmann
Kamera: Paul Eisenach

Besetzung: Sabin Tambrea, Henriette Confurius, Manuel Rubey,


Zurück