Bisons

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Kampf ums Überleben: Der Schwinger Steve (Maxime Valvini) lässt sich auf illegale Faustkämpfe in Frankreich ein. (Ascot Elite) 



Die Faust im Nacken


Nein, es geht nicht um ein Remake des Klassikers «On the Waterfront» aus dem Jahr 1954 mit Marlon Brando. Es geht auch nicht um Gewerkschaftskämpfe wie weiland in New Jersey Ende der Vierzigerjahre. Es geht im Spielfilm «Bisons» des Lausanners Pierre Monnard eben auch hier um Existenzen, Gewalt, Solidarität und Vertrauen.

Die «Faust im Nacken» spürt Steve (Maxime Valvini), Bauernsohn und Schwinger mit eidgenössischen Ambitionen. Er schuftet zusammen mit seiner Mutter Mathilde (Nina Meurisse), um den verschuldeten Hof zu retten, den der verstorbene Vater ruiniert hat. Für den Unterhalt der Kühe, Rinder und Menschen reicht es hinten und vorne nicht. Als Steves Bruder Joël (Karim Barras) nach drei Jahren Knast wieder auftaucht, keimt neue Hoffnung. Der zwielichtige Heimkehrer überredet Steve, sich als Faustkämpfer auf illegale Kämpfe im nahen Frankreich einzulassen. Das Geld lockt. Der Schlagabtausch ohne Bandagen in dunklen Hallen ist brutal. Es wird geschlagen, getreten, geklammert, gerungen. Steve muss hartes Lehrgeld bezahlen. Seine Blessuren werden von der befreundeten Tierärztin Lena «versorgt». Als er gegen «Kinder» antreten soll, streikt der Schweizer. Noch einmal bettelt Joel, soll Steve antreten, um die «grosse Kohle» abzusahnen und damit den Hof retten. Das Brüderpaar sieht die Zukunft in Aufzucht zotteligen Wildrinder, der Bisons, die Wind und Wetter trotzen. Die Brüder geben alles – für ihre Heimat, ihre Heimstätte. Pierre Monnard («Platzspitzbaby») beschreibt in seiner modernen Tragödie, wie die alte Heimat, sprich Scholle, verloren geht – durch Misswirtschaft und andere Umstände.

Monnard, sechsmal für den Schweizer Filmpreis «Quartz» nominiert, hat seine Regieklasse bereits in «Platzspitzbaby» oder in der TV-Serie «Wilder» bewiesen. Er liefert mit «Bisons» einen der besten Schweizer Spielfilme in jüngster Zeit. Die Hauptdarsteller Maxime Valvini als Steve, von Hause aus ehemals Schwinger, Ju-Jitsu-Kämpfer und professioneller Kampfsportler, und Karim Barras als Joël liefern sich einen tragischen Bruderfight auf Gedeih und Verderb, um Sein oder Nichtsein. Und am Ende steht ein Bison im Nebel, Symbol für eine bessere bäurische Zukunft? Starke Bilder.


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Schweiz 2024
103 Minuten

Regie: Pierre Monnard
Buch: Patrick Delachaux, Emmanuelle Fournier-Lorentz, Dominique Turin, Nicolas Hislaire, Joseph Incardons
Kamera: Joseph Areddy

Darsteller: Maxime Valvini, Karim Barras, Nina Meurisse, India Hair, Marie Berto


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