Banel & Adama

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Sehnsüchte: Banel (Khady Mane) und Adama (Mamadou Diallo) möchten ihr Leben, ihre Zukunft selbst bestimmen. (Trigon-Film)



Wenn Liebe versandet


Das karge Leben in einem senegalesischen Dorf ist nicht einfach. Die Existenz ist bedroht, weil der Regen ausbleibt und Kühe sterben. Ein junges Paar sehnt sich danach, auszubrechen und in ein eigenes Haus zu ziehen. Die resolute Banel (Khady Mane) hat ihren ersten Mann verloren und ist im Grunde ihres Herzens froh darüber, weil sie so einer arrangierten Ehe entkommen ist. Sie ist nun mit Adama (Mamadou Diallo), dem Bruder des Verstorbenen, verheiratet und glücklich. Sie hat Pläne, bestärkt Adama darin, ein verschüttetes Haus auszugraben und das Amt des Dorfvorstehers auszuschlagen, für das er traditionell vorgesehen ist. Sie buddeln, um ihr neues Zuhause vom Sand zu befreien. Am Ende gräbt sie mit blossen Händen inmitten eines Sandsturms …

Die Drehbuchautorin und Filmerin Ramata-Zoulaye Sy, Tochter senegalesischer Eltern, in Frankreich geboren, wollte weder einen dokumentarischen Spielfilm noch ein gewöhnliches Liebesdrama inszenieren. Sicher spricht ihr erster Spielfilm «Banel & Adama» Traditionen und Dorfstrukturen an, doch sie setzt auch visionäre Mittel und märchenhafte Elemente ein. Wenn Banel mit der Steinschleuder zielt oder Echsen verbrennt, zeigt sie Spuren von Besessenheit. Trägt sie, die keine Kinder will, Schuld an der Dürre? Stellt sie die Dorfeinheit infrage und ihre eigenen Ziele über die des Dorfes? Nimmt Adama deswegen Abstand von ihren obsessiven Sehnsüchten? Filmautorin Ramata-Toulaye Sy spricht das Kernthema ihres Filmes an: «Wie kann man seine Individualität in einer Gemeinschaft finden, ohne diese abzulehnen? Wenn man sich von seiner Familie und den Eltern zu emanzipieren versucht, bedeutet das nicht, dass man sie leugnet, sondern dass man sich selbst als Frau finden will und muss.» Bildstark, authentisch (gespielt von Laiendarstellern) und fesselnd – ein Spielfilm über Tradition, Klimakrise, Liebe und Emanzipation.


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Senegal 2023
87 Minuten

Buch und Regie: Ramata-Toulaye Sy
Kamera: Amine Berrada

Mitwirkende: Khady Mane, Mamadou Diallo, Sinta Racine Sy


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