20.000 especies de abejas

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Suche nach Verständnis: Cocó/Lucía (Sofia Otero) soll Junge sein, fühlt sich aber als Mädchen. (Cineworx/Prosa Film)



Wer bin ich, wer darf ich sein?


Sie will anders sein, will nicht die Rolle spielen und verkörpern, die Familie und Gesellschaft erwarten. Der achtjährige Aitor oder Cocó (Sofí Arnaiza Otero) sieht sich, fühlt sich als Mädchen. Doch die Mutter Ane (Patricia López Arnaiz) will davon nichts wissen, sie hat mit sich selbst und ihrer Bildhauerkunst genug zu tun. Sie steckt in einer Krise, deswegen sucht sie das Weite, nimmt sich eine Ferienauszeit und vereist mit ihren drei Kindern zu ihrer Mutter im Baskenland.

Das Kind sträubt sich, fällt aus der Rolle. Nur Grosstante Lourdes (Ane Gabarain) hat Verständnis, sie nimmt Cocó in ihre Obhut. Lourdes ist leidenschaftliche Imkerin wie schon ihre Vorfahren, sie kennt sich aus, weiss, dass zu einem Bienenstock Hunderte, Tausende gehören und doch jede Biene eigen ist und ihre Aufgabe hat. Sie alle ergänzen sich. Ein bienenemsiger Völkerstaat – eigenständig und organisch perfekt verbunden. So sollte, meint die Bienenkennerin, auch die menschliche Gesellschaft sein. Sie versteht Cocós Zweifel und Unsicherheit, bestärkt das Kind in seinem Selbstverständnis.

Estibaliz Urresola Solaguren, im Baskenland beheimatet, greift das Genderthema behutsam und einfühlsam auf. Sie vermeidet vordergründige Effekte und umgeht die unsäglichen Debatten um Benennungen, biologische Zuordnungen und Klassifizierungen. Im Zentrum steht ein junger Mensch im Wandel, aus verschiedenen Gründen unverstanden. Nur eine «Bienenflüsterin» weiss um die Nöte der/des Heranwachsenden. Der Knaben-Darsteller, die achtjährige Sofía Otero, wurde an den Filmfestspielen Berlin mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. Kino – unspektakulär, eindrücklich, aber sensibel und intim.


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Spanien 2023
125 Minuten

Buch und Regie: Estibaliz Urresola Solaguren
Kamera: Gina Ferrer Gracía

Mitwirkende: Sofia Otero, Patricia López Arnaiz, Ane Gabarain, Itziar Lazkano, Sara Cózar


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