«Ergötzliches» – Thomas Götz zieht auch als Napoleon vom Leder (Bild: zVg)

Auf den Zahn gefühlt

Seit bald zwanzig Jahren zieht der Thurgauer Thomas Götz zu Kabarett-Felde – mal als Napoleon, mal als National- und Kantonsrat. «Ergötzliches» ist wieder vom 15. bis 17. September im Theaterhaus Thurgau zu Weinfelden zu erleben.

Im Mittelalter würde er wahrscheinlich die Menschen in der Stadt oder am Hof als Bänkelsänger, Hofnarr oder Troubadour unterhalten und erheitern. Heutzutage verkörpert er eine Mischung aus Comedian und Kabarettist. Er ist im Thurgau daheim und eine bekannte Grösse in Kleintheatern: Thomas Götz, 1962 in Frauenfeld im Sternzeichen Fisch geboren, steht seit 2003 auf der «bühni wyfelde» oder mit eigenem Programm auf der Bühne, aktuell mit «Ergötzliches» vom 15. bis 17. September im Theaterhaus Thurgau. Der Name Götz erinnert natürlich an den berühmten Reichsritter aus Goethes Drama. Mit diesem schwäbischen Helden mit der «eisernen Hand» namens der Götz von Berlichingen («Legg me am Arsch») hat unser Götz natürlich nichts zu tun, obwohl er auch verbal kräftig zupacken kann. Wir trafen ihn zum Interview.


Bist du oft auf den Götz von Berlichingen angesprochen worden?
Thomas Götz: Nicht so sehr. Ich habe dann selber gesagt: Ja, ja, der mit der eisernen Faust.

Du hast den Napoleon der Kabarettisten installiert, die historische Figur wurde nun wieder erweckt.
Eigentlich nicht, denn die Figur gibt es seit zwanzig Jahren. Nicht beim «Ergötzlichen», aber sonst war er immer unterwegs bei Veranstaltungen, die nicht öffentlich sind.

Aber jetzt ist er wieder im Programm …
Ja, denn wenn es um Krieg geht, ist er eine gefragte Figur. Ich gehe damit natürlich auch auf Putin ein.

Du hast angekündigt, dass du «Ergötzliches» letztmals produziert. Was passiert mit den Figuren etwa mit den Geschwistern Schnyder? Werden die in der Versenkung verschwinden?
Nein, die Figuren bleiben – in einem anderen Rahmen, für einen anderen Zweck. Das Format «Ergötzliches» verschwindet.

Wie weiter?
Wir haben bereits angekündigt, dass wir für die Eidgenössischen Wahlen 2023 ein Spezial vor den Wahlen und ein Spezial nach den Wahlen machen werden. Jetzt studiere ich an einem neuen Format.

Hast du ein eigenes Team wie DeVille oder Giacobbo?
Nein, ich schreibe allein. Meine Partnerin Marta ist Lektorin und Ideenlieferantin.

Du bist im Thurgau eine Grösse, aber in der übrigen Schweiz eher ein Unbekannter. Woran liegt das?
Wahrscheinlich am Management. Ich habe keinen Agenten oder dergleichen.

Es wird im September ein aktualisiertes Ergötzliches geben. Wie geht das vor sich?
Es gibt eine neue Show. Wir fangen auch erst vierzehn Tage vor der Vorstellung mit der Produktion an. Textlich starten wir erst Anfang September.

Manches entsteht auch spontan je nach anwesenden Promis und Gästen …
Ja, ich spreche sie dann an. Ich will aber niemanden vorführen. Im Publikum sind viele SVPler, aber sie können meine Spitzen vertragen.

Partner ist Daniel Felix, er liefert Videoeinspielungen. Warst du auch am sehr erfolgreichen Wanderfilm «Chumm mit» beteiligt?
Nein, ich bin wohl nicht der rechte Wandervogel, eher ein Walker.

Du bist auch bei der «bühni wyfelde» aktiv.
Ich gehöre zum Ensemble. Wir hoffen, dass es an Silvester wieder Aufführungen geben wird.

Und sonst?
Ich mache nächstes Jahr ein Einmannstück. Das heisst «Seite eins», ein Theaterstück für einen Mann und ein Smartphone und stammt von Johannes Kram. Premiere ist im März 2023 vorgesehen, und damit will ich dann auch auf Schweizer Tournee gehen.

Du hast in dein aktuelles Programm Lieder eingebaut, beispielsweise mit deutschem Text zu «What a Wonderful World» und dann das wehmütig-ironische Lied «Sag mir, wo die Schurken sind». Hast du nie daran gedacht, einen kabarettistischen Liederabend zu produzieren?
Ja, das haben wir uns auch schon überlegt. Das könnte was geben …

Kurz und knapp. Fünf Fragen, fünf Einsichten. Wie grün und umweltbewusst bist du?
Ich achte drauf – auf Energie beispielsweise, beim Umwelt- und Tierschutz.

Wie wichtig sind dir Humor und Lachen?
Das bedeutet eine gute Lebenseinstellung und positives Denken.

Was bedeutet dir Glück?
Ich bin gern daheim mit Gästen und schätze Geselligkeit.

Wenn du heute Napoleons Macht hättest, was würdest du ändern?
Ich denke, Macht hat seine Berauschung. Ich wäre für eine gerechtere Verteilung für alles.

Wem würdest du gern begegnen?
Dem Schauspieler Anthony Hopkins, dem Regisseur Michael Haneke und dem Politiker Robert Habeck.

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Veröffentlicht August 2022