Sin señas particulares

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Verlorene Landschaften, verlorene Menschen in Mexiko: Magdalena (Mercedes Hernández) gibt die Hoffnung nicht auf, ihren verschwundenen Sohn wiederzufinden. (Trigon-Film)



Der verlorene Sohn


Anders als in der biblischen Geschichte vom verlorenen Sohn, geht es hier nicht um das Thema Heimkehr und Verzeihung, sondern um Verlorenheit. Teenager Jesús (Juan Jesús Varela) und sein Freund Rigo brechen von Mexiko auf, um in Amerika ihr Glück und Auskommen zu finden. Sie verschwinden spurlos. Die Polizei weiss nichts oder will nichts wissen. Und so macht sich Jesús' Mutter Magdalena (Mercedes Hernández), auf die Suche. Sie macht den Bus ausfindig, mit dem die beiden jungen Leute offensichtlich gereist sind. Busfahrer blocken, schweigen oder sind samt Bus verschwunden.

Irgendwo erzählt ihre eine treue Seele vom alten Mann Alberto Matteo, der wohl im selben Bus gereist ist wie Jesús und sein Weggefährte. Ein Überfall von Banditen, Vergewaltigungen, Ermordungen. Den Alten hat man halbtot zurückgelassen. Was passierte mit dem der Sohn? Auf ihrer Suche begegnet die Mutter, die trotz allem die Hoffnung nicht aufgibt, dem Heimkehrer Miguel (David Illescas). Er hat vor Jahren seine Mutter auf ihr Drängen verlassen, sucht nun den Ort seiner Kindheit auf und findet das elterliche Haus verlassen. Mercedes nimmt ihn mit auf ihre Suche, will Gewissheit: Ist ihr Sohn tot, oder hat er überlebt?

Die Mexikanerin Fernanda Valadez realisierte ihren ersten Spielfilm, der am Zurich Film Festival 2020 ausgezeichnet wurde. Ein Drama über Suche und Verlorenheit, Emigration und triste Rückkehr, geprägt und geschaffen von Frauen (Regie, Buch, Kamera, Hauptdarstellerin). Es ist ein düsterer Film, meistens in Grau- und Brauntöne getaucht, der Gewaltszenen nur schemenhaft andeutet, aber umso stärkere Wirkung erzielt. Es ist nicht die Landschaft aus Ferienprospekten, welche Kulisse bildet, sondern staubiges Territorium, verlassen und irgendwie verdammt. Es herrscht teuflische Gewalt, Killerbanden lauern Bussen und Menschen auf. Und ein Wiedersehen kann tödlich sein. Der Titel «Keine besonderen Merkmale» deutet an, dass hier Menschen, die verschwinden, kaum Spuren hinterlassen, untertauchen oder gesichtslos untergehen.

Streaming: ab 18. Februar 2021 bei filmingo.ch


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Mexiko 2020  
95 Minuten

Buch und Regie: Fernanda Valadez
Kamera: Claudia Becerril Bulas

Mitwirkende: Mercedes Hernández, David Illescas, Juan Jesús Varela,


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