El Buen Patrón

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Jovial, charismatisch und gütig: Firmenboss Julio Blanco (Javier Bardem, oben links) gibt sich als guter Patron und unterschätzt die attraktive Praktikantin Liliana (Almudena Amor), die sich nicht so einfach abservieren lässt. (Pathé Films)

 

 

Der scheinheilige Kümmerer

 
Gibt es ihn noch, den «guten Hirten», den guten Firmenboss? Den Patron, der führt, sich sorgt und kümmert– im besten Sinn. Dieser ideale Chef trägt unternehmerische und soziale Verantwortung. Märchen oder Wirklichkeit? Firmenboss Julio Blanco (überzeugend Javier Bardem) sieht sich als «Buen Patrón». Er beschwört seine Belegschaft, einen guten Eindruck zu machen – vor einer Kommission, die seine Waagen-Produktionsstätte «Básculas Blanco» besuchen will. Ein bedeutender Preis steht an. Alles bestens?
Doch Blanco droht Ungemach. Der entlassene Mitarbeiter José (Óscar de la Fuente) begehrt auf, bockt und installiert ein Protestcamp unübersehbar vor dem Fabriktor. Schlecht fürs Image. Auch die rechte Hand und Jugendfreund des Chefs, Miralles (Manolo Solo), macht Kummer, ist durch den Wind. Er wird bei der Produktion zum Störfaktor – infolge privater Probleme. Zudem weckt die attraktive Praktikantin Liliana (Almudena Amor) seine Aufmerksamkeit – übermässig.

Der Filmtitel «El Buen Patron» ist Programm. Doch bald wird klar, dass dem Patron Blanco nur eines wichtig ist, das Wohl und Image seiner Firma. Regisseur Fernando León de Aranda deckt seinen wahren Charakter auf. Dabei spielt die Waage am Firmentor eine symbolträchtige Rolle. Sie ist falsch geeicht, doch am Ende stimmt das Gleichgewicht – durch Manipulation mittels Kaugummi. Der gute Boss ist ein böser Bube, und «El buen Patron» eine bitterböse Sozialsatire. Die Bühne gehört Filmstar Javier Bardem («Dune», «Pirates of the Caribbean: Salazars Rache», «James Bond: Skyfall»). Genüsslich kostet er die Rolle als charmant-perfider Imagepfleger und vermeintlich gütiger Unternehmenschef aus. «Patrón» war der grosse Abräumer bei den spanischen Filmpreisen.

Sechsmal erhielt der Film einen Goya: Bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller, bestes Originaldrehbuch (Aranoa), bester Schnitt (Vanessa Marimbert) und beste Originalmusik (Zeltia Montes). Eine bittere Komödie über Arbeits- und Unternehmerwelt – über Sein und Schein, Image, Eitelkeit und falsche Fürsorge.
 
 
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Spanien 2021    
120 Minuten

Buch und Regie: Fernando León de Aranoa
Kamera: Pau Esteve Birba

Mitwirkende: Javier Bardem, Manolo Solo, Almudena Amor, Oscar de la Fuente


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