Leben bis zum letzten Atemzug: Für Michèle Bowley ist Sterben ein Abenteuer. (Langjahr-Film)
Bis zum letzten Atemzug
Die Zugerin Michèle Bowley arbeitete als Gesundheitspsychologin in Basel und Zug (Amt für Gesundheit). Mag sein, dass ihre Berufserfahrung geholfen hat, mit der eigenen Gesundheit offen und ehrlich umzugehen. Die Diagnose Krebs wurde für sie zur Herausforderung, und sie stellte sich ihr ohne Wenn und Aber. Ihr Leitmotiv: «Ich sammle Leben, nicht Jahre.» 2023 schrieb sie das Buch «Volle Pulle Leben, lebe Deins jetzt», begleitet vom Gedichtband «einlassen und loslassen», und ermunterte das Zuger Filmteam Silvia Haselbeck und Erich Langjahr, sie auf diesem letzten Lebensabschnitt zu begleiten. Ein ungewöhnlicher Schritt, eine Herausforderung für Filmer und Zuschauer.
Michèle Bowley bricht ein Tabu, setzt sich mit dem Sterben, ihrem Sterben auseinander. Sie steht im Leben, lässt nicht los, ist gegenwärtig – bis zum letzten Atemzügen. Die Filmer und damit auch wir begleiten sie auf diesem endgültigen Lebensabschnitt. Die Therapien sprechen an, der Krebs scheint besiegt. Ein neuer Horizont öffnet sich, dann der niederschmetternde Rückfall: Der Krebs ist zurück. Ein Todesurteil. Sie stellt sich der unerbittlichen Tatsache, findet zur Stille, zu sich selbst. Die Kamera begleitet sie – unauffällig, wie ein verständiger Freund und Zeuge.
Silvia Haselbeck und Erich Langjahr schufen seit Jahrzehnten ausserordentliche, vertiefende Dokumentarfilme wie «Ex Voto» (1986), «Männer im Ring» (1990), «Sennen-Ballade» (1996) oder «Hirtenreise ins dritte Jahrtausend» (2002). Mit der «Tabubrecherin» dokumentieren das Paar auch ein Stück Leben – sensibel, respektvoll, empathisch. Ganz im Sinne der Protagonistin. Trotz seiner aufrüttelnden Thematik macht der Film Mut. Er setzt sich mit dem Leben auseinander. Für ein wunderbares Zwischenspiel ist Rico Langjahr verantwortlich, der Sohn der Filmer. Für Michèle Bowley sang er das bekannte Lied «My Way» (Frank Sinatra), das Bowley sich für die Abdankung wünschte. Ein nahegehender, zärtlicher Moment, der typisch ist für diese ungewöhnliche intime Dokumentation und Zeugnis der Wertschätzung.
Schweiz 2024
89 Minuten
Regie: Silvia Haselbeck und Erich Langjahr
Kamera: Erich Langjahr
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