Das Mädchen und die Spinne

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Trennung und Aufbruch: Mara (Henriette Confurius, links) ist ihrer Mitbewohnerin Lisa (Liliane Amuat) gram, denn die bricht auf zu eigenen neuen Ufern. (Prosafilm/Xenix)



Umzug in Berlin:
Befindlichkeiten und Begehrlichkeiten


Ein Umzug ist kein Tag wie jeder andere. Im Kammerspiel der Schweizer Brüder Ramon und Silvan Zürcher (aus Bern) ist die Zügelte von Lisa (Liliane Amuat) Auslöser für allerlei Be- und Empfindlichkeiten, Liebelei, Sehnen und Sabotieren. Lisa zieht aus einer WG in eine eigene Wohnung, was Mitbewohnerin Mara (Henriette Confurius) sauer aufstösst. Auch der bärtige Markus (Ivan Georgiev) ist von der Auflösung der WG nicht begeistert. Bei der ganzen Packerei, dem Hin und Her kommt man sich nah und näher, eckt an, Spannungen verschärfen sich, Zuneigungen und Abneigungen lösen einander ab. Lisas Mutter Astrid (Ursina Lardi) hilft beim Einziehen, dabei brechen alte Befindlichkeiten auf. Astrid flirtet mit dem Umzugshelfer Jurek (André M. Hennicke), Mara möchte mit Helfer Jan (Flurin Giger) anbändeln, doch der landet im Bett der Nachbarin Kerstin (Dagna Litzenberger Vinet). Dann spukt auch noch Mitbewohnerin Nora (Lea Draeger) als eine Art Nachtgespenst herum, mischt die Nachbarin Karen (Sabine Timoteo) mit und taucht eine Bekannte (Birte Schnöink) auf, das sich vor einiger Zeit aus dem Staub gemacht hatte. Viel Personal für einen Umzug in zwei Tagen plus Nächte.

Kleinere und grössere Turbulenzen bringen das Gefühlskarussell in Schwung. Es gibt Verschmelzungen, Trennungen, Aufbruch und neue Allianzen. «Die Figuren wandeln wie Getriebene ihres Begehrens durch fragilen Kosmos, in dem Momente der Verletzung genauso schnell passieren können wie Momente der Zuneigung und Intimität», meinen die Filmer Ramon (Regie, Buch) und Silvan Zürcher (Buch. Co-Regie).

Im Titel «Das Mädchen und die Spinne» taucht ein Tier auf wie auch im ersten Film der beiden, «Das merkwürdige Kätzchen» (2013).Und im dritten geplanten Teil der Trilogie, «Der Spatz im Kamin», ist auch ein Tier im Spiel. Namentlich die Spinne, die im Film nur kurz auftaucht, ist für die Zürcher «ein selbständiges Tier, das aus eigenen Ressourcen an unterschiedlichen Orten schnell ein neues Zuhause schafft». Hier werden Netze gespannt und zerrissen, neue Verhältnisse gewoben.
In diesem vielschichtigen und vielsichtigen Ensemblefilm, in Berlin 2021 mit dem Filmkritikerpreis und dem Preis für beste Regie ausgezeichnet, bestechen vor allem Henriette Confurius («Narziss und Goldmund») als Mara und Liliane Amuat («Lotto») als Lisa. Das Kammerspiel in zwei Wohnungen spielt zwar namentlich in Berlin, wurde aber in einer ehemaligen Berner Bierbrauerei gedreht.


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Schweiz 2021
98 Minuten

Buch und Regie: Ramon und Silvan Zürcher
Kamera: Alexander Hasskerl

Darsteller: Henriette Confurius, Liliane Amuat, Ursina Lardi, Flurin Giger, André M. Hennicke, Ivan Georgiev, Dagna Litzenberger Vinet, Sabine Timoteo


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